Eine Einführung zu Vollmacht und Reich Gottes

Es ist wichtig, wenn Heilung durch Gott angestrebt wird, dass die „Vollmacht“ erkannt wird, die Jesus seinen Schülern gegeben hat. Auch wenn jemand überhaupt nicht nach Vollmacht sucht, ist sie dennoch unerlässlich, denn der Teufel widersteht erbittert jedem Eindringen in seinen Hoheitsbereich, wo die Krankheit ein wichtiger Pfeiler ist. Vollmacht wird einfach gebraucht, um sich gegen den Feind des Glaubens durchzusetzen. Genauso wichtig ist es, die Existenz des Reiches Gottes in der Gegenwart zu sehen, denn Vollmacht über den Teufel bedeutet nichts anderes, als dass das Reich Gottes da ist. Dazu braucht nur Matthäus 12,29 – das gleich behandelt wird – auf unsere Gegenwart übertragen zu werden. Wenn Jesus schon vor 2000 Jahren erklärt hat, dass das Reich Gottes gekommen ist, da die bösen Geister durch den Geist Gottes ausgetrieben werden, so wird auch heute niemand in das Haus des „Starken“ eindringen, wenn nicht das Reich Gottes lebendig ist. Eine der schlimmsten Lügen, die je produziert wurden, ist, dass das Reich Gottes in die Zukunft verschoben wird. Es gehört unbedingt in die Gegenwart, allenfalls noch in die Vergangenheit, weil es schon von Jesus verkündet wurde. Das Reich Gottes in die Zukunft zu verschieben, ist nichts anderes als simpler Unglaube, der Jesus auch indirekt zu einem Lügner abstempelt. In Matthäus 12,29 wird beschrieben, wie die Errettung, vom Satan missbraucht zu werden, geschieht: „Oder wie vermag einer in das Haus des Starken hinein zu gehen und seine Gefäße zu rauben, wenn er nicht zuvor den Starken bindet? Und dann wird er sein Haus berauben“. Fast wörtlich dieselbe Formulierung findet sich in Markus 3,27. Die weitere Parallelstelle in Lukas 11 weicht etwas ab: „(21) Wenn ein Starker gewappnet seinen eigenen Palast bewacht, so bleibt sein Besitz in Frieden. (22) Wenn aber ein Stärkerer als er über ihn kommt und ihn besiegt, beseitigt der die volle Rüstung, auf die er vertraute und verteilt die Beute“. Die Stelle bei Matthäus zeigt noch deutlicher als Lukas auf, dass mit dem Starken der Satan gemeint ist, der durch das Kreuz Jesu besiegt ist. Jesus ist bei Lukas der Stärkere, der dem Satan die Rüstung abnimmt. „Den Starken binden“ bedeutet in der exorzistischen Fachsprache „den bösen Geist bannen“. Die Übersetzung „Gefäß“ in Matthäus habe ich bewusst wörtlich belassen, weil der Leib als Gefäß des Geistes belegt ist (Brief des Barnabas 7,3 und 11,9). Wird dann noch bedacht, dass nach Apostelgeschichte 26,17 die Heiden unter der Vollmacht des Satans standen, bis ihnen durch Jesus die Möglichkeit gegeben wurde, sich zu Gott zu bekehren, schließt sich zwanglos der Kreis: Menschen, die unter der Vollmacht des Satans waren, ihm somit als Gefäße dienten, werden nun befreit, den Geist Jesu in sich aufzunehmen. Wenn schon vor 2000 Jahren der Teufel besiegt war durch den „Stärkeren“ (=Jesus), gilt das doch viel mehr für die Gegenwart, denn die Zeit läuft schließlich nicht rückwärts; das Reich Gottes kann doch nicht kleiner werden oder aufhören zu existieren. Indem das Reich Gottes in der Gegenwart abgestritten wird, wird Jesus indirekt zu einem Betrüger erklärt! Seine Predigt vom Reich Gottes wäre dann zeitlich völlig unangemessen! Ebenso ist die Aussage der Apostelgeschichte, dass Menschen unter der Vollmacht des Satans sind, für unsere Zeit immer noch voll aktuell. Aber wenn Gott für uns ist, wer kann gegen uns sein? Es ist sehr ermutigend, dass Gott immer mit voller Subjektivität für seine Kinder ist. Es ist die Subjektivität, die jede Liebe hat. Das Bild aus der hebräischen Bibel, das für Mt. 12,29 die Grundlage ist, befindet sich in Jesaja 49,24-26, wo JHWH mit seiner eigenen Person dem Feind entgegen steht: „(24) Kann von einem Starken (Gibor=Held) die Beute genommen werden und kann der Gefangene eines Gewaltigen (mit der großen Jesaja-Rolle von Qumran; der massoretische Text: eines Gerechten) entrinnen? (25) Denn so spricht JHWH: Auch der Gefangene eines Starken (Helden) wird genommen und die Beute eines Gewaltigen wird entrinnen und deinen Rechtsgegnern werde ich selber entgegen sein und deine Kinder werde ich retten. (26) Und ich werde deine Quäler essen lassen ihr eigenes Fleisch und wie mit Most werden sie sich mit ihrem eigenen Blut betrinken. Und alles Fleisch wird erkennen, dass ich JHWH bin, dein Erretter und dein Erlöser, der Mächtige Jakobs“. Bei Jesaja sind es die konkreten menschlichen Gegner, bei Matthäus sind es die geistlichen Feinde, die besiegt werden. Noch schlimmer wie eine natürliche Gefangenschaft ist die geistliche Bindung durch den Teufel. Aber jetzt werden die Dämonen als unentbehrliche Mitarbeiter des Teufels selber gebunden und die Menschen, die von ihnen unterdrückt wurden, werden frei. Unser geistlicher Widersacher entspricht voll dem Rechtsgegner (Gegner im Rechtsstreit) bei Jesaja. Der Teufel kann nicht mehr verklagen, denn durch die Auferstehung Jesu ist er aus dem Himmel hinausgeworfen worden. Er ist unter den Füßen selbst des Kleinsten im Reich Gottes. Er versucht, durch sein Löwen-Gebrüll die Kinder Gottes so zu erschrecken, dass sie sich ihrer Autorität nicht bewusst werden und er seine Macht behält. Bei dem Bild aus Jesaja ist besonders zu beachten, dass JHWH in eigener Person den Feinden seiner Kinder entgegensteht. Er ist nie ein neutraler Richter, sondern steht als vorbildlicher Vater immer auf der Seite seiner Kinder. Das ist auch im Neuen Testament eine Selbstverständlichkeit. Gott als Vater wurde besonders durch Jesus bekannt gemacht. Auf ihn geht schon das bekannteste christliche Gebet zurück, das nicht ohne Grund „Vaterunser“ heißt. Was kann der Teufel, dessen ganzes Wesen böse ist und eine einzige Lüge, gegen die Kinder Gottes bewirken, die von ihrem Vater treuer geliebt werden, als ein Mensch dazu in der Lage wäre? Es ist sehr wichtig, zu erkennen, dass Krankheit eine Vergewaltigung durch den Teufel ist. Dass diese sehr pauschale Aussage ihr Recht hat, lässt sich aus Apostelgeschichte 10, 37 und 38 entnehmen, denn dort ist das Wirken Jesu in wenigen Zeilen zusammengefasst; Petrus macht das Wirken Jesu gegen Krankheit als ein Produkt des Teufels in aller Klarheit deutlich: „(37) Ihr kennt die Sache, die durch ganz Judäa hin geschehen ist, angefangen von Galiläa nach der Taufe, die Johannes predigte, (38) wie Gott Jesus von Nazareth gesalbt hat mit Heiligem Geist und Kraft; der ist umhergezogen und hat Gutes getan und alle gesund gemacht, denen Gewalt angetan wurde vom Teufel, denn Gott war mit ihm“. Mit „Gewalt angetan“ übersetze ich ein griechisches Wort, das auch für eine Vergewaltigung verwendet wird. Es ist mir lange Zeit so gegangen, dass ich mir eine eigene Erklärung zu Vers 38 zurechtgelegt habe: „Nicht jedem Kranken wird vom Teufel Gewalt angetan. Nur die, denen das geschah, wurde von Jesus geholfen“. Es ist sehr wichtig, solchen eigenen Gedanken mit redlichen Argumenten zu begegnen. Wenn beim Leser ähnliche Gedanken auftauchen, ist es vielleicht schon hilfreich, sich den Heilungswillen Gottes bei jeder Krankheit vor Augen zu führen. Vom unbedingten Heilungswillen Gottes habe ich unter „JHWH, dein Arzt“ zu überzeugen versucht. Die Existenz des Reiches Gottes in der Gegenwart ist schlichtweg die Voraussetzung, über den grausamen Feind die Vollmacht ergreifen zu können, die Jesus zugesagt hat. Im englischsprachigen Raum entspricht der deutschen „Vollmacht“ weitgehend die „authority of the believer“ (=Autorität des Gläubigen). Ob es nun „Vollmacht“ oder „Autorität“ genannt wird – sie ist jedenfalls unerlässlich, um den Teufel in seine Schranken zu weisen. Krankheit ist der Sieg des Teufels, Heilung ist der Sieg Gottes. Krankheit ist der besondere Hoheitsbereich des Teufels. Freiwillig gibt er sein Territorium nicht auf. Er ist der „Starke“ aus Matthäus 12, der seine „Gefäße“ nach seiner Willkür benutzen will. Das verursacht die Krankheit. Aber Jesus, der „Stärkere“, hat ihn besiegt. Die „Gefäße“ werden seinem Hoheitsbereich entzogen, das bedeutet Heilung. Die Niederlage des Teufels ist an mehreren Stellen des NT beschrieben. Mit der Auferstehung Jesu wurde der Teufel aus dem Himmel entfernt; jeder, der an Jesus glaubt, ist schon jetzt mit ihm gestorben und mit ihm auferstanden. Einige wichtige Stellen dazu sollen angeführt werden:

Die volle Kraft des Glaubens kam erst mit der Auferstehung Jesu. „Gott hat jedermann den Glauben angeboten, indem er ihn (=einen Mann, den er dazu bestimmt hat) von den Toten auferweckt hat“ (Apg. 17, 31). Man muss sich vor Augen führen, dass die Sohnschaft des Herrn erst mit seiner Auferstehung begann, während alles, was vorher lag, nur ein Schatten dieser Kraft war.

Röm. 1,4 „Nach dem Geist, der heiligt, ist Jesus Christus eingesetzt als Sohn Gottes in Kraft durch die Auferstehung von den Toten“. (τοῦ ὁρισθέντος υἱοῦ θεοῦ ἐν δυνάμει κατὰ πνεῦμα ἁγιωσύνης ἐξ ἀναστάσεως νεκρῶν, Ἰησοῦ Χριστοῦ τοῦ κυρίου ἡμῶν)

Das größte Werk Gottes, das auch seine Kraft bis an die Grenzen der Möglichkeiten führte, war diese Auferstehung. Nur so wird das „denn“ in Jesu Ausspruch in Joh. 14, 12 verständlich: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und er wird noch größere als diese tun; denn ich gehe zum Vater“.

Besonders schön formuliert ist es Epheser 1, 20, was in der Luther Revision leider beseitigt ist, denn dort lautet Vers 20: „weil die Macht seiner Stärke bei uns wirksam wurde, (20)mit der er in Christus gewirkt hat. Durch sie hat er ihn von den Toten auferweckt und eingesetzt zu seiner Rechten im Himmel (21) über alle Reiche, Gewalt, Macht, Herrschaft …“ Eph. 1, 18-23 (wobei allerdings Vers 20 und Anfang Vers 21 aus eigener Übersetzung stammen): „ (18) Und er gebe euch erleuchtete Augen des Herzens, damit ihr erkennt, zu welcher Hoffnung ihr von ihm berufen seid, wie reich die Herrlichkeit seines Erbes für die Heiligen ist (19) und wie überschwänglich groß seine Kraft an uns, die wir glauben, weil die Macht seiner Stärke bei uns wirksam wurde. (20) Sie hat er in Christus bewirkt, indem er ihn von den Toten auferweckt hat und eingesetzt hat zu seiner Rechten im Himmel (21) über alle Obrigkeit, Vollmacht, Kraft, Herrschaft und alles, was sonst einen Namen hat, nicht allein in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen. (22) Und alles hat er unter seine Füße getan und hat ihn gesetzt der Gemeinde zum Haupt über alles, (23) welche sein Leib ist, nämlich die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt„(19)καὶ τί τὸ ὑπερβάλλον μέγεθος τῆς δυνάμεως αὐτοῦ εἰς ἡμᾶς τοὺς πιστεύοντας κατὰ τὴν ἐνέργειαν τοῦ κράτους τῆς ἰσχύος αὐτοῦ. (20)Ἣν ἐνήργησεν ἐν τῷ Χριστῷ ἐγείρας αὐτὸν ἐκ νεκρῶν καὶ καθίσας ἐν δεξιᾷ αὐτοῦ ἐν τοῖς ἐπουρανίοις (21) ὑπεράνω πάσης ἀρχῆς καὶ ἐξουσίας καὶ δυνάμεως καὶ κυριότητος καὶ παντὸς ὀνόματος ὀνομαζομένου, οὐ μόνον ἐν τῷ αἰῶνι τούτῳ ἀλλὰ καὶ ἐν τῷ μέλλοντι•“. Nach der revidierten Lutherübersetzung hat Gott nur mit der Macht seiner Stärke in Christus gewirkt. Das erscheint mir viel zu schwach und der ungeheuren Kraft, die dort freigesetzt wurde, nicht angemessen. In Vers 21 ist zu beachten, dass die Herrschaft Christi nicht erst in der zukünftigen Welt einsetzt, sondern bereits in der Gegenwart in Kraft ist. Mit „Welt“ ist ein Wort übersetzt, das oft „Ewigkeit“ oder „Zeitalter“ umschreibt, also weit häufiger einen Zeitabschnitt umfasst, als einen räumlichen Begriff meint.

Eph. 2, 4-7 beschreibt das „mit auferweckt und mit eingesetzt“ sein: „(4) Aber Gott, der reich ist an Barmherzigkeit, hat in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat, (5) auch uns, die wir tot waren in den Sünden, mit Christus lebendig gemacht – aus Gnade seid ihr selig geworden –; (6) und er hat uns mit auferweckt und mit eingesetzt im Himmel in Christus Jesus, (7) damit er in den kommenden Zeiten erzeige den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade durch seine Güte gegen uns in Christus Jesus. (4) ὁ δὲ θεὸς πλούσιος ὢν ἐν ἐλέει, διὰ τὴν πολλὴν ἀγάπην αὐτοῦ ἣν ἠγάπησεν ἡμᾶς, (5) καὶ ὄντας ἡμᾶς νεκροὺς τοῖς παραπτώμασιν συνεζωοποίησεν τῷ Χριστῷ, — χάριτί ἐστε σεσῳσμένοι — (6) καὶ συνήγειρεν καὶ συνεκάθισεν ἐν τοῖς ἐπουρανίοις ἐν Χριστῷ Ἰησοῦ, (7) ἵνα ἐνδείξηται ἐν τοῖς αἰῶσιν τοῖς ἐπερχομένοις τὸ ὑπερβάλλον πλοῦτος τῆς χάριτος αὐτοῦ ἐν χρηστότητι ἐφʼ ἡμᾶς ἐν Χριστῷ Ἰησοῦ“.

Besonders interessant ist in Vers 6, dass das „mit auferweckt und mit eingesetzt sein in himmlischen Örtern“ bereits geschehen ist, also nicht als zukünftiges (eschatologisches) Ereignis dargestellt wird. Dadurch ist dem Glaubenden die volle Autorität über den Teufel und alle Umstände, die das Leben bedrücken können, schon in der Gegenwart zugesprochen. Selbst der Kleinste, der in himmlischen Örtern sitzt, ist dem Teufel überlegen.

Röm. 16, 20: „ὁ δὲ θεὸς τῆς εἰρήνης συντρίψει τὸν σατανᾶν ὑπὸ τοὺς πόδας ὑμῶν ἐν τάχει“. Deshalb ist die Lutherübersetzung zu Röm. 16, 20 schlichtweg falsch und auch nicht erforderlich, weil auch eine andere Übersetzung korrekt ist. Luther Revision 1984: „Der Gott des Friedens aber wird den Satan unter eure Füße treten in Kürze“. Der Satan ist bereits seit fast 2000 Jahren unter den Füßen der Glaubenden. Der Sieg gehört nicht in die Zukunft, sondern in die Gegenwart. Die richtige Übersetzung lautet daher (ähnlich auch die Revidierte Elberfelder Bibel):  „(20) Der Gott des Friedens aber wird den Satan unter euren Füßen zertreten in Kürze“. Der Widersacher versucht, Glaubende zu beeindrucken, wenn möglich sogar, sie in Angst zu versetzen. Es ist sehr wichtig, die Vollmacht zu erkennen, die auch dem kleinsten Mitglied der Gemeinde gegeben ist, um nicht vor dem Brüllen des Teufels zu erschrecken.

Lüge gehört ohnehin zu seinem Wesen: 1.Petr 5,8+9: „(8) Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge. (9) Dem widersteht, fest im Glauben, und wisst, dass ebendieselben Leiden über eure Brüder in der Welt gehen“.

Es gibt noch eine deutlichere Anweisung in Jak. 4, 7: „Widersteht dem Teufel, so flieht er von euch“. Es ist bezeichnend, dass die Dämonen sogar Angst haben (Jak. 2, 19): „Du glaubst, dass nur einer Gott ist? Du tust recht daran; die Teufel glauben’s auch und zittern“(Teufel in Mehrzahl sind eine Schöpfung Luthers und übersetzen „Dämonen“). Der Teufel verfolgt nur Glaubende, die vor ihm weglaufen, weil sie die Vollmacht nicht anwenden, die durch die Auferstehung Jesu gekommen ist.