Warum sieht man deine Heilung nicht?

6. Warum sieht man deine Heilung nicht?

Jesus war müde von seiner Reise, als er Samaria durchquerte (Joh. 4). Er zog auch dort Menschen in das Reich Gottes. Aber wird er nicht selber in den Psalmen gelesen haben, dass JHWH nicht schläft (121,4)? Oder in Jesaja, dass JHWH nicht matt und müde wird (40,28)? Kam nicht der Teufel (= die innere Stimme!) und hat Zweifel in ihm zu wecken gesucht, indem er fragte: Bist du nicht müde, obwohl du behauptest, für Gott zu arbeiten? Es kann doch nicht stimmen, dass du immer tust, was Gott gefällt. Du machst dich doch lächerlich mit deiner Behauptung, Sohn Gottes zu sein. Vergleichbare Fragen höre ich in mir selber: Du behauptest, dass Gott immer heilen will. Du sagst, dass Jesaja 53

auch für die Gegenwart gilt. Wirst du nicht von dir selbst überführt, wenn du dir jeden Tag Insulinspritzen geben musst? Wie willst du in Menschen Glauben wecken, wenn es bei dir selber nicht klappt. Das ist die Situation, die jeden Kranken trifft, der auf Heilung von Gott wartet. Noch etwas Schlimmeres geschieht, was ich am Beispiel von Markus 10,46-51 zeigen will: (46) Und sie kamen nach Jericho. Und als er aus Jericho wegging, er und seine Jünger und eine große Menge, da saß ein blinder Bettler am Wege, Bartimäus, der Sohn des Timäus. (47) Und als er hörte, dass es Jesus von Nazareth war, fing er an, zu schreien und zu sagen: Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner! (48) Und viele fuhren ihn an, er solle stillschweigen. Er aber schrie noch viel mehr: Du Sohn Davids, erbarme dich meiner! (49) Und Jesus blieb stehen und sprach: Ruft ihn her! Und sie riefen den Blinden und sprachen zu ihm: Sei getrost, steh auf! Er ruft dich! (50) Da warf er seinen Mantel von sich, sprang auf und kam zu Jesus. (51) Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was willst du, dass ich für dich tun soll? Der Blinde sprach zu ihm: Rabbuni, dass ich sehend werde. (52) Jesus aber sprach zu ihm: Geh hin, dein Glaube hat dir geholfen. Und sogleich wurde er sehend und folgte ihm nach auf dem Wege. Die Situation ist genauso wie in der Gegenwart: Leute wissen immer genau, was richtig ist. Sie tun aber alles, um einem kranken Menschen den Mut zu nehmen, auf die Hilfe Gottes zu vertrauen. Bei dem Blinden ist es so, dass man ihn mundtot machen will. Aber er schreit noch lauter um Hilfe. Als er von Jesus gerufen wird, erinnert sich niemand daran, dass man ihm vorher Hilfe abgesprochen hat. Menschen möchten gerne den Augenblick beherrschen, deshalb ermutigen sie den Blinden. Den Heilungsbericht verlasse ich jetzt, um von Erfahrungen aus der Gegenwart zu sprechen: Da kommen 2 Leute zu dir, die vom Reich Gottes reden. Du erzählst ihnen von deinem Glauben, dass Gott dich heilt. Darauf sagen sie dir, dass Gott dich nie heilen wird. Du gehst in eine christliche Versammlung, bei der du annimmst, dass die Leute an Heilung glauben. Du erzählst von deiner Meinung, dass Gott immer heilen will. Dein Herz ist dabei schwer, denn deine eigene Krankheit schlägt dich mitten in’s Gesicht. Die Leute erzählen dir wie ein Wasserfall von Heilungspredigern, die ihre Kinder verloren haben und von Rollstuhlfahrern, die als Mitarbeiter bei Heilungspredigern arbeiten. Meine Gefühle sind wohl ähnlich wie beim Blinden aus dem Heilungsbericht. Mein Vertrauen zu Gott wächst, meine Überzeugung, dass er immer heilen will, nimmt zu. Diese hässlichen Erfahrungen haben mich im Glauben stärker gemacht.

Manchmal helfen mir auch Berichte, die ich am Rande aufgenommen habe. Bei einem Heftchen von dem Heilungsprediger Hagin stand auf dem Umschlag ein Zitat von Mk. 11, 22-24, weil das sein Motto wäre. Dann wurde von seiner schweren Erkrankung als Jugendlicher berichtet und dass er im Glauben an diese Verse geheilt vom seinem Krankenlager aufstand. Man hat den Eindruck, als wäre explosionsartig der Glaube entstanden. Später habe ich mehr über die Umstände erfahren. Die schwere Erkrankung hat viele Monate gedauert, der Glaube war nicht plötzlich da, sondern hat sich ganz allmählich entwickelt. Es war sogar so, dass der Glaube wuchs, obwohl die Situation schlimmer wurde. Es hat sich lange nichts verändert, sondern die Umstände wurden schlimmer. Es sah aus, als würde die Krankheit siegen, denn die Krankheitssymptome wurden stärker, nicht schwächer. Ich habe nie vergessen, dass er die Symptome „ausgelacht“ hat, wenn es schien, dass die Krankheit schlimmer würde. Es hat mich ermutigt, dass sich nicht alles schlagartig ändert. Auch in einer schwachen Position kann sich Stärke zeigen. Faszinierend fand ich ein erhörtes Gebet in der schwachen Position, körperlich hilflos zu sein. Er war noch an sein Krankenlager gebunden, als ein schwerer Sturm aufkam. Obwohl noch nicht der Zeitpunkt der Heilung gekommen war, hörte der Sturm nach seinem Gebet auf. Da habe ich auch verstanden, was Spr. 10,28 bedeutet: „Das Warten der Gerechten wird Freude werden“. Oder Ps. 34,6: „Die auf ihn sehen, werden strahlen vor Freude, und ihr Angesicht soll nicht schamrot werden“. Gerecht ist jemand vor Gott durch den Glauben, auch das Warten auf die Heilung wird Freude.